Die Bieroper
Ein weithin bekanntes Ereignis wird zu einem humoristischen Libretto in Reimform verarbeitet und mit gängigen Melodien aus Opern, Operetten, symphonischen Werken, Studenten- und Volksliedern zu einer Einheit verschmolzen.
Das Element des "Da capo" aus der Italienischen Nummernoper oder "No amal" wie es bei den Pradler Ritterspielen gepflegt wurde kommt als wesentliche Komponente dazu, um dem Applaus des Publikums unmittelbar zu danken und weitere Variationen im Stil eines Stegreiftheaters ausspielen zu können. Frauenrollen werden von Männern (im Diskant) gesungen, was zusätzliche Heiterkeit auslöst.
Eng verwandt mit dem Begriff Bieroper sind die Bezeichnungen Parodistische Oper, parodistisches Singspiel, Musikalischer Scherz, parodistische Gesangsburleske, musikalisches Quodlibet, komisches Gesangs-Potpourri sowie Heitere Gesangs - Szene.
Das Bier spielt auf der Bühne eine wesentliche Rolle. Manche mögen darüber die Nase rümpfen, aber auch in vielen Opern und Operetten spielen belebende Getränke eine große Rolle. Man denke nur an das Trinklied des Falstaff in Die lustigen Weiber von Windsor, an das Porter(bier)lied aus Martha, Vivat Bacchus erklingt in Die Entführung aus dem Serail, die Studenten in Auerbachs Keller (Hoffmanns Erzählungen) feiern und in La Traviata sowie der Fledermaus sind Champagner und Schnaps wohl auch ein Grund für den Erfolg dieses Stücks gewesen.
Entstanden ist die Bieroper aus dem farbstudentischen Brauchtum, das zahlreiche Begriffe kennt, die sich mit dem Bier verbinden wie z.B. Bierorgel (Klavier), Bierschwefel (kabarettistische Szene) etc.
Zum Wesen einer Bieroper zählt ein ständiger Dialog zum Publikum: Szenen, die besonderen Gefallen finden, werden auf Zuruf ("No amol!") wiederholt. Fecht- und Liebesszenen sind daher für Wiederholungen besonders "anfällig". Der Stimmungspegel des Publikums gibt dann die nötigen Impulse und die erforderliche Inspiration.
Die meisten Mitwirkende sind Laiendarsteller, die mit wenigen Ausnahmen Mitglieder von katholischen Studentenverbindungen sind. Frauenrollen werden generell von Männern gesungen, was einen zusätzlichen Garanten für den beabsichtigten Lacherfolg darstellt.
In einer Zeit der elektronischen Klänge, der Playback "Aufführungen" und der jederzeit abrufbaren Konserve hat sich mit der Bieroper - Gesang ohne Mikrofon nur mit Klavierbegleitung - ein freudige Musizieren erhalten, das dem Zuschauer einerseits ein unmittelbares Erlebnis vermittelt, das er durch das "No amal" auch mitgestalten kann, andererseits auch die Lust am "Selbermachen" entstehen lassen kann.